Und was hat das jetzt mit mir zu tun?
Unser autonomes Nervensystem ist ständig damit beschäftigt, unser Überleben zu sichern. Registriert es Signale, die es aus Erfahrung als Bedrohung beurteilt, reagiert es reflexartig und adaptiv mit einer autonomen Schutzreaktion: Wir werden mobilisiert oder gelähmt.
Es macht ja schliesslich Sinn, dass du deine Hand innerhalb von Millisekunden von einer heissen Herdplatte wegziehst. Aber wenn du dauerhaft unter Strom oder wie gelähmt bist, dann reagiert dein Nervensystem vermutlich mit einer «falschen Neurozeption»:
Einfach ausgedrückt sieht dein autonomes Nervensystem eine Bedrohung, wo keine (mehr) ist und hat es zum Normalzustand gemacht, übermässig aktiviert oder gelähmt zu sein. Es findet keine gesunde Balance mehr, was du in deinem Körper mit Anspannung, Erschöpfung oder auch Nebel im Kopf spüren kannst.
Der neuronale Ansatz der Polyvagal-Theorie gibt uns eine neue Perspektive für Stress, Blockaden, Prokrastination, Konflikte, Unsicherheit, Hyper-Sensitivität, Impulsivität, Harmoniesucht, maladaptives Coping, fehlende Ruhe, innere Getriebenheit, das Gefühl, ständig zu kämpfen, Überforderung und Hoffnungslosigkeit.
Dank der neuronalen Plastizität, also der lebenslangen Veränderbarkeit von neuronalen Pfaden, können wir auch hartnäckige Reaktionsmuster und Verknüpfungen mit einem Nervensystem-Training verändern.