Das Vagusnerv Reset-Programm (2024)

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Ich werde oft gefragt, welche Bücher zum Thema Nervensystem ich empfehle. Es gibt viele Fachbücher, die ich mag, die aber eher schwere Kost sind. «Das Vagusnerv Reset-Programm» ist ein hervorragendes Buch aus dem Jahr 2024, das viele relevante Prozesse in der Tiefe gut erklärt und trotzdem ein gutes Buch für Selbstanwender:innen ist. 

In diesem Beitrag
Zusammenfassung

Der Vagusnerv ist in aller Munde. Bücher zum Thema fluten gerade die Auslagen der Buchhandlungen und Online-Stores. Ich bin immer dann kritisch, wenn ich Heilungsversprechen lese oder die Titel für meinen Geschmack zu «reisserisch» formuliert sind.

«Das Vagusnerv Reset-Programm» hat mich sofort angesprochen, weil es von einem Reset spricht und nicht davon, dass der Vagusnerv geheilt, beruhigt oder gar repariert werden muss. Ausserdem spricht Jessica Maguire schon auf dem Buchrücken von Fachbegriffen wie der Vagusbremse und der Darm-Hirn-Achse; für mich ein Zeichen, dass sie mehr in ihrem Buch erklärt, als Fight-Flight und Freeze und drei Übungen.

Ausserdem ist die Buchzusammenfassung sehr gut formuliert, in dem sie sagt, dass «Angstgefühle, chronische Schmerzen, Depressionen und Reizdarmsyndrom» mit dem Vagusnerv zusammenhängen können.

Recherchiert, aktuell, fundiert

Jed:e (selbst ernannte) Nervensystem-Expert:in schreibt mittlerweile davon, dass wir einen Fight-Reflex haben und dass das früher mal mit Säbelzahntigern zusammen hängt. Das allein bringt uns aber noch nicht viel, weil wir jetzt zwar mental verstehen, dass Stress irgendwie was ungesundes ist, aber noch nicht, warum uns die E-Mail eine:r Chef:in heutzutage vorkommt, wie ein lebensbedrohlicher Angriff.

Um das zu erklären, ist schon etwas mehr nötig. Jessica Maguire ist in den Sozialen Medien sehr erfolgreich. Man spürt in jeder Zeile, dass sie eine fundierte, neurophysiologische Ausbildung hat und die komplexen, biopsychosozialen Zusammenhänge des autonomen Nervensystems hervorragend erklären kann.

Das Anmerkungsverzeichnis beinhaltet 193 Hinweise auf Bücher, Studien und Quellen – das Buch ist intensiv recherchiert und zitiert unter anderem Polyvagal-Begründer Stephen Porges und eine seiner aktuellesten Veröffentlichungen («The vagal paradox: A polyvagal solution»). Heisst: Die ist am Ball, die Jessica.

Theorie und Praxis

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt: Teil 1 liefert umfangreiches Basiswissen auf einer neurophysiologischen Tiefe, die seinesgleichen sucht. Zwischen der Theorie werden gute Beispiele vermittelt, um die Themen besser nachzuvollziehen.

Teil 2 ist ein praktischer Teil, der Übungen, Strategien und Tools für nachhaltige Nervensystem-Regulation liefert. Viele der Übungen kenne ich und wende ich so auch in meiner Coaching-Arbeit in St.Gallen und online an.

Was mir besonders gefällt: Im zweiten Teil geht Jessica Maguire auf Dinge ein, die das Nervensystem beeinflussen und einen relevanten Zusammenhang haben. Darunter Darmbakterien, Ernährung und Schlaf.

Fazit

Momentan ist dieses Buch mein Favorit, den ich meinen Klient:innen empfehle, die tiefer einsteigen möchten. Es ist sehr umfangreich, daher  geeignet, wenn man sehr tief gehen und vieles verstehen möchte.

Einzig bei der Anwendung des Reset möchte ich darauf hinweisen, dass eine Selbstanwendung im Alltag immer achtsam erfolgen soll. Ein Buch ersetzt keinen professionellen Rahmen, der traumsensibel gestaltet sein muss und einen wichtigen Faktor bietet, nämlich die Co-Regulation.

 

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Ich habe mich auf die alltägliche Anwendung der Polyvagal-Theorie spezialisiert. Ich arbeite im 1:1- und 1:2-Setting mit Privatpersonen, Paaren & Familien und berate Unternehmen.

Schreib mir gern, wenn du Fragen hast.

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